Der selbsternannte "Anzeigenhauptmeister" Niclas M. macht Furore, weil er als Privatmann etliche Knöllchen an Falschparker verteilt. Tatsächlich gibt es in Köln Tausende von Menschen, die wie er Falschparker beim Ordnungsamt petzen.
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Niclas M. ist als "Anzeigenhauptmeister" bekannt, weil er Falschparker beim Ordnungsamt meldet. In Köln wurden in diesem Jahr bereits mehr als 5.000 solcher "Fremdanzeigen" registriert.
"Fremdanzeige" heißt das ganz offiziell, wenn man als Bürger einen Falschparker beim Ordnungsamt anzeigt (und den Verstoß zum Beispiel mit einem Handyfoto belegt). Wie die Kölner Stadtverwaltung auf Anfrage von t-online mitteilt, sind dieses Jahr (bis Ende März) schon "rund 5.700 Fremdanzeigen bei der Bußgeldstelle eingegangen."
Im Jahr 2023 waren es demnach insgesamt sogar 35.667 Anzeigen, 5.000 mehr als im Jahr zuvor. Noch mehr (42.247 Anzeigen) gab es im Corona-Jahr 2020.
Jede "Fremdanzeige" wird einzeln geprüft
Aber selbst wenn das Auto nicht vor der eigenen Einfahrt steht, können Bürger grundsätzlich tätig werden: "Aus der Rechtsnorm des Ordnungswidrigkeitengesetzes lässt sich ableiten, dass grundsätzlich jede Person eine Anzeige erstatten kann und es dabei sogar nicht notwendig ist, dass diese anzeigende Person in ihren Interessen beeinträchtigt wird", so eine Stadtsprecherin. So erklärt sich auch das
Phänomen des "Anzeigenhauptmeisters" Niclas M., der in Sachsen-Anhalt lebt, aber inzwischen durch ganz Deutschland tourt – und Falschparker notiert.
So wie sich die örtlichen Ordnungsämter dann mit den Eingaben von Niclas M. beschäftigen müssen, prüft auch die Kölner Behörde jede einzelne "Fremdanzeige". Schließlich könnte ja auch jemand nur seinem (unschuldigen) Nachbarn eins auswischen wollen. Nach Angaben der Stadt wird in 30 Prozent der Fälle die Bürger-Anzeige zu den Akten gelegt: Weil es keine Ordnungswidrigkeit war, der städtische Ordnungsdienst den Falschparker selbst schon notiert hatte, oder "der Tatbeweis nicht zweifelsfrei erbracht werden konnte".
"Fremdanzeigen" sollten Ausnahme bleiben
Auch wenn die Zahl von mehr als 30.000 "Fremdanzeigen" pro Jahr hoch ist, sollten sie aus der Sicht der Stadt eine Ausnahme bleiben. Denn grundsätzlich sei das Ordnungsamt selbst für die Kontrolle des "ruhenden Verkehrs" (also der parkenden Autos) zuständig. Das stadteigene Personal ist auch fleißig unterwegs: So machen die Zehntausenden Anzeigen von Bürgern nur einen mittleren einstelligen Prozentanteil aller registrierten Verstöße aus. Die Gesamtzahl der Kölner Knöllchen geht in die Millionen.
Im beschaulicheren
Düsseldorf gab es im vergangenen Jahr übrigens "nur" 458.252 Strafzettel wegen Halt- und Parkverstößen. Davon 26.261 wegen Fremdanzeigen. "Hauptärgernis aus Bürgersicht ist das Parken auf Geh- und Radwegen, das 11.013-mal Anlass zu Drittanzeigen bot", so die Stadt Düsseldorf: "Auf Platz 2 folgt bei den Drittanzeigen das absolute Haltverbot (Zeichen 283) mit 4.223 Fällen. Das ordnungswidrige Parken im Kreuzungs- und Einmündungsbereich, sowie vor oder auf Fußgängerüberwegen wurde 2.300-mal angezeigt."
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