Martin Lorbach war an besagtem sommerlichen Pfingstsamstag auf dem Weg zu einer Verabredung in die Karlsaue. Mit dem geliehenen E-Scooter wollte der Mann, der damals in Wehlheiden in einer WG lebte, in Höhe der Heinrich-Heine-Straße die Frankfurter Straße überqueren. Dort enden seine Erinnerungen. Der 27-Jährige, der aus Witzenhausen stammt, wachte erst zwei Tage später auf der Intensivstation des Klinikums auf.
Der 38-jährige Angeklagte aus Kassel, der sichtbar nervös die Verhandlung verfolgte, war mit seinem 305 PS starken Fahrzeug, seiner Frau und deren Freundin in Richtung Auestadion unterwegs. Kurz vor der Einmündung Heinrich-Heine-Straße beschleunigte er auf 132 km/h. Ungefähr 150 Meter, bevor der mutmaßliche Unfallverursacher die Einmündung mit der Ampel erreicht hatte, fuhr ein BMW-Fahrer aus der Heinrich-Heine-Straße auf die Frankfurter Straße, um nach links abzubiegen.
Der Angeklagte versuchte dem BMW, der bereits im Gleisbereich stand, nach rechts auszuweichen, weil er aufgrund der hohen Geschwindigkeit nicht mehr Bremsen konnte. Dabei verlor er – auch nach eigener Aussage – die Kontrolle über das Fahrzeug, geriet auf den Bürgersteig vor dem dortigen Tegut-Markt, prallte gegen die Ampel und erfasste den wartenden Martin Lorbach. Dieser landete auf der Frontscheibe und wurde anschließend gegen die Hauswand am Tegut-Markt geschleudert. Beim Aufprall wurde sein linkes Bein unterhalb des Knies abgerissen. Zudem erlitt er weitere schwere Verletzungen wie gebrochene Brustwirbel und einen Milzriss. Sechs Operationen und ein sechswöchiger Krankenhausaufenthalt werden nötig sein, um ihn einigermaßen wieder herzustellen.