- 9 Sep. 2021
- 4.725
- 16.246
- 113
Der Drachenlord ist kein Mobbingopfer, aber: Teil 2: Eine Betrachtung unter dem Aspekt der Behindertenfeindlichkeit
Eigentlich wollte ich es bei einem Artikel über den Drachenlord belassen, doch angesichts der jüngsten medialen Ereignisse fühle ich mich nun doch dazu veranlasst, etwas mehr Aufklärungsarbeit zu Rainer Winkler und seiner Haiderschaft zu betreiben.www.wochenblatt-reporter.de
Der Drachenlord ist kein Mobbingopfer, aber: Eine nuancierte Betrachtung
Kennt ihr das auch? Ihr lest etwas im Internet, es zieht euch in seinen Bann und ihr verbringt einige Zeit, um euch darüber schlau zu machen? So sehr, dass es euch dazu bringt, es zu Papier zu bringen?www.wochenblatt-reporter.de
Die beiden Artikel rücken vieles zurecht. Besonders hat mir gefallen, dass auf die In-Schutz-Nahme von Rainer als Sonderschüler etc. eingegangen wird.
Dieses In-Schutz-Nehmen eines ‘armen Förderschülers', ob er denn nun tatsächlich eine anerkannte Behinderung hat oder nicht, verschleiert die wahren Probleme.
Allerdings geht die Analyse nicht weit genug. Das In-Schutz-Nehmen verschleiert nicht nur die wahren die wahren Probleme rund um Rainer, sondern ist die Wurzel allen Übels.
@TreuerStadtschinken hat das Ganze mal wunderbar ausgehend vom Bass-Video ausgeführt:
Reiner empfindet gleich beim ersten Schnarren der Saite Scham. Scham, die er hätte vermeiden können. Wenn ich weiß, dass ich nicht spielen kann, dann nehme ich mich doch nicht auf und stelle es ins Internet. Indem er sich dieser vorprogrammierten Niederlage GEZIELT und WISSENTLICH stellt, nimmt er sich jegliche Möglichkeit, eine positive Assoziation zu dem Geschehenen aufzubauen. Etwas, was bei etwas so komplexem und lange dauernden, wie dem Erlernen eines Musikinstrumentes, absolut fatal ist.
Er ist erleichtert, weil er sich der Bürde, die er sich selbst aufgeladen hat, entledigen kann. Seine einzige probate Lösungsstrategie ist, eine Ausrede zu erfinden, die mit einer ebenfalls negativ besetzten Selbsterniedrigung einhergeht:
Ja, seht her, ich spiele ganz schlecht. Das weiß ich. Aber zum Glück übe ich ja noch.
Das ist das einzige, womit er aus dieser Schmach entrinnen kann und auch das lässt tief blicken. Reiner weiß, dass er einfach nur sagen muss, er würde ja noch üben, weil er Zeit seines Lebens gelernt hat, dass er damit durchkommt. Aber nicht, wie er meint, weil die Leute ihm das abkaufen würden, sondern weil niemand etwas anderes von ihm erwartet hat. Jemals.
Das ist dasjeniche, was Reiners Existenz so dramatisch macht: Reinerle hat gesehen, dass so ziemlich alle um ihn herum irgendeinen Erfolg erringen konnten, er jedoch selbst dann nicht, wenn er sich WIRKLICH Mühe gibt. Nicht mal unter größter Anstrengung kommt er auch nur in die Nähe der Erfüllung durchschnittlicher Erwartungen - und das hat ihn seine Umgebung immer und zu jederzeit spüren lassen. Niemand erwartet, dass Reiner irgendetwas sinnvolles zustande bringt. Das hat er so verinnerlicht, dass er nach Rudis Ableben SELBST in die Rolle des gestrengen Herrn Vaters geschlüpft ist, der ihm zu verstehen gibt, er sei ständig nur enttäuscht von ihm.
Der Wingel wird schon deswegen immer sein eigener größer Häider sein, weil er sich tief in sich drin selbst sabotieren will. Weil er das Dasein als nutzloser Wicht so verinnerlicht hat, dass er gar nicht wüsste, wie er mit echtem Erfolg umgehen soll.
»Niemand erwartet, dass Reiner irgendetwas sinnvolles zustande bringt« kann man auch übersetzen als: In-Schutz-Nehmen eines armen Förderschülers. Oder man könnte es auch so wenden: Niemand hat Rainer jemals wirklich ernst genommen.
Aus dieser Grundkonstellation erwachsen alle späteren Probleme. Rainer hat früh gelernt, dass die Berufung auf seine tatsächlichen oder erdachten Einschränkungen ihn von allen Fremderwartungen befreien. Doch etwas Schlimmeres, als nichts von ihm zu erwarten, kann man Reinerle gar nicht antun. Denn dann überlässt man ihn – wie von Schinken beschrieben – seinen eigenen destruktiven Dynamiken.
Genau diese Lass-den-Dorfdepp-mal-machen-Gleichgültigkeit hat überhaupt erst zu der jahrelangen Eskalation geführt. In einem Bundesland, in dem Rentnerinnen für Pfandflaschensammeln am falschen Ort zu einer Strafe von tausenden von Euro verurteilt werden, durfte der Wingel die Neustädter Clowns-Lolizei jahrelang per Notrufmissbrauch zu seiner Privat-Security umfunktionieren.
Einsicht ist vom Dicken natürlich nimmermehr zu erwarten. Er versteht nur die Sprache harter Grenzsetzungen. Darauf hatte bei einem solchen charakterlichen Granatenarschloch wie Reinerle natürlich niemand wirklich Bock. Viel bequemer ist es, ihn als etwas »ganz Besonderes« anzusehen, mit dem man sich deswegen auch nicht mehr ernsthaft auseinandersetzen muss.
Reinerle wiederum verwechselt exakt diese Gleichgültigkeit mit Bestätigung (»da sagt kein Richter der Welt was«), eben weil er echte Annahme und Bestätigung kaum bis gar nicht kennt. Und so kam es dann, dass Rainer bald den gesamten ASB, seine Nachbarn, die Clownstruppe in Uniform sowie sämtliche Behörden als seine Bediensteten ansah, weil er ja Steuer zahlt.
Der Dicke ist das Produkt ungünstiger Begabung, mangelnder Annahme und vor allem der im Artikel angesprochenen ableistisch verbrämten Gleichgültigkeit, die längst zum gesellschaftlichen Normalzustand geworden ist. Die aktuelle Berichterstattung über Reinerle schließt hier nahtlos an.