Religions-, Kultur- und Politikkritik

G

GеIöschtеs Mitglied 40210

Guest
Nun ja ... das ist durchaus eine wechselhafte Geschichte. Aber für die jesuitischen Gelehrten der Gegenreformation – also exakt die Zeit Galileis – gilt dies grundsätzlich schon. Schließlich musste man auf den enormen Bildungs- und Forschungsschub, den die protestantischen Bildungsreformen mit sich brachten, reagieren.

Das Problem am »kopernikanischen Weltbild« gegenüber dem aristotelisch-ptolemäischen war vor allem der Bruch mit dem Konzept der Wohlgeordnetheit der Bewegung der Himmelsgestirne. In einer Zeit, in der die Einheit mittelalterliche Kirche endgültig zerbrach, war der Bruch mit der Bewegungslehre von Aristoteles, dem Zentralautor der mittelalterlichen Scholastik, wohl etwas zu viel. Zumindest, wenn man es so offensichtlich machte, wie Galileo im Dialogo.

Aber im Grunde war das für die katholische Inquisition ein ziemliches Randthema. Die hatten zu dieser Zeit ganz andere Sorgen ...
Der extreme Bildungs- und Forschungsschub, den der Protestantismus - wenn wir ehrlich sind, die meiste Zeit eher vermeintlich statt tatsächlich brachte - war zu Galileis Tod 1642 noch nicht wirklich zu sehen. Wir reden hier von der Zeit, wo die Fürsten protestantisch aus Steuergründen geworden ist und die radikalevangelischen Bewegungen in Schweiz und England full autism gelarpet haben. Der Jesuitenorden war meines Wissens nach auch nicht sonderlich in Florenz aktiv, Mittelitalien war aus gegenreformatorischer Sicht ein Träumchen, da gemachtes Nest. Da hat man sich zu der Zeit lieber auf Inquisitionen in den deutschen Landen konzentriert. Zumal da ja grad der full larp war mit seinen 30 Jahren abging - in Kriegszeiten blüht nur leider nicht Kunst und Wissenschaft auf (außer Wissenschaft in der Waffenherstellung).
Insofern müsste man eigentlich sagen, dass zu Zeiten Galileiis eher noch die Katholische Kirche der große Förderer war. Es gab ein viel stärkeres Machtgefüge um den Papst herum. Johannes Kepler stand ja vor Kriegsbeginn auf der payroll des Kaisers und hat dann für Wallenstein Horoskope gelegt, da ist dann schon mehr zu holen gewesen.
Die großen protestantischen Fürstenfördererungen fanden dann alle nach dem 30-J-Krieg statt, da war GalileoSpezial aber schon seit 6 Jahren dod.
 
  • Like
Reaktionen: pump3

ProfessorSchnabel

King-A-Fan, Gio-der-Nazi-Haider & Homofürst
Hall of Fame
9 Sep. 2021
4.466
15.556
113
Das ist ein ziemlich gefährlicher Mix an historischem Halbwissen.

Der extreme Bildungs- und Forschungsschub, den der Protestantismus - wenn wir ehrlich sind, die meiste Zeit eher vermeintlich statt tatsächlich brachte - war zu Galileis Tod 1642 noch nicht wirklich zu sehen.
Der Bildungsschub des Protestantismus beruht vor allem auf den Reformen, die Philipp Melanchthon ab den 1520er-Jahren für Universität und das Schulwesen ausgearbeitet und eingeführt hat. Dazu gehören u.a. der Fokus auf eine gründliche altsprachliche Ausbildung, der Bruch mit der scholastischen Lehrmethode oder die Etablierung der Naturphilosophie (die damalige Naturwissenschaft) an der Universität.

Wir reden hier von der Zeit, wo die Fürsten protestantisch aus Steuergründen geworden ist ...
Das war ein, aber nicht der ausschließliche Faktor. Die Bildung der Staatsdiener – wissensmäßig wie charakterlich – war essenziell für den eigenen Machterhalt der Fürsten. Das galt insbesondere für die Pfarrer, die das einzige administritative Netz darstellten, das sich über das ganze Fürstentum spannte. Sie waren an vielen Orten Verwaltung, Schule und herrschaftsstabilisierende Propagandastelle in einem.

Einer der Hauptgründe, die zum Erfolg der Reformation beigetragen haben, waren die erschreckenden Zustände im Pfarrwesen der mittelalterlichen Kirche. Die von Melanchthon und Luther in Kursachsen durchgeführten Reformen zeitigten einen derart durchschlagenden Erfolg, dass sie für viele Fürsten von Interesse waren.

... und die radikalevangelischen Bewegungen in Schweiz und England full autism gelarpet haben.
Die reformatorischen Bewegungen in Deutschland, Schweiz und England standen durchgängig in einem engen Austausch. Daher weiß ich nicht so recht, wie Du auf diesen Gedanken kommst.

Der Jesuitenorden war meines Wissens nach auch nicht sonderlich in Florenz aktiv, Mittelitalien war aus gegenreformatorischer Sicht ein Träumchen, da gemachtes Nest. Da hat man sich zu der Zeit lieber auf Inquisitionen in den deutschen Landen konzentriert.
Die Inquisition war nur eine der Aufgaben des Jesuitenordens. Allen voran stellten sie Bildungselite der päpstlichen Administration, die die programmatischen Leitlinien des gegenreformatorischen Programms bestimmte.

Zumal da ja grad der full larp war mit seinen 30 Jahren abging - in Kriegszeiten blüht nur leider nicht Kunst und Wissenschaft auf (außer Wissenschaft in der Waffenherstellung).
Insofern müsste man eigentlich sagen, dass zu Zeiten Galileiis eher noch die Katholische Kirche der große Förderer war.
Es ist zwar zutreffend, dass der Dreißigjährige Krieg die wissenschaftliche, bildungsmäßige und kulturelle Entwicklung in Mitteldeutschland hat stagnieren lassen. Aber die Grundlagen waren dennoch vielerorts längst gelegt. Bald nach dem Westfälischen Frieden treten in enger Folge Frühaufklärer wie Pufendorf, Leibniz, Thomasius oder Wolff auf – alles Früchte der protestanischen Bildung.
 

Hias

Von Neid zerfressene & besoffene Gehhilfe
Hall of Fame
11 Sep. 2021
4.696
14.623
113
Die Kirche ist seit Alex 6. eh nicht mehr das was sie mal war.
Der hat wenigstens ganz offen gebumst, gesoffen, den Habeck Filz gelebt und Krieg gespielt.
 

Hias

Von Neid zerfressene & besoffene Gehhilfe
Hall of Fame
11 Sep. 2021
4.696
14.623
113
Wie der Özil sich da hart an den Erdolf dransimpt.
Ich wette, es dauert keinen Monat mehr und Özil hat die türkische Staatsbürgerschaft und wird vom Erdolf als politischen Ziehsohn aufgebaut.
 
  • Like
Reaktionen: ProfHase

bia812

Well-known member
Hall of Fame
11 Jan. 2022
4.817
16.008
113
Wie der Özil sich da hart an den Erdolf dransimpt.
Ich wette, es dauert keinen Monat mehr und Özil hat die türkische Staatsbürgerschaft und wird vom Erdolf als politischen Ziehsohn aufgebaut.
Und wie seine Frau nie bei den Events dabei ist, weil sie kein Kopftuch trägt.
 
  • Haha
Reaktionen: Hias
G

GеIöschtеs Mitglied 40210

Guest
Das ist ein ziemlich gefährlicher Mix an historischem Halbwissen.


Der Bildungsschub des Protestantismus beruht vor allem auf den Reformen, die Philipp Melanchthon ab den 1520er-Jahren für Universität und das Schulwesen ausgearbeitet und eingeführt hat. Dazu gehören u.a. der Fokus auf eine gründliche altsprachliche Ausbildung, der Bruch mit der scholastischen Lehrmethode oder die Etablierung der Naturphilosophie (die damalige Naturwissenschaft) an der Universität.


Das war ein, aber nicht der ausschließliche Faktor. Die Bildung der Staatsdiener – wissensmäßig wie charakterlich – war essenziell für den eigenen Machterhalt der Fürsten. Das galt insbesondere für die Pfarrer, die das einzige administritative Netz darstellten, das sich über das ganze Fürstentum spannte. Sie waren an vielen Orten Verwaltung, Schule und herrschaftsstabilisierende Propagandastelle in einem.

Einer der Hauptgründe, die zum Erfolg der Reformation beigetragen haben, waren die erschreckenden Zustände im Pfarrwesen der mittelalterlichen Kirche. Die von Melanchthon und Luther in Kursachsen durchgeführten Reformen zeitigten einen derart durchschlagenden Erfolg, dass sie für viele Fürsten von Interesse waren.


Die reformatorischen Bewegungen in Deutschland, Schweiz und England standen durchgängig in einem engen Austausch. Daher weiß ich nicht so recht, wie Du auf diesen Gedanken kommst.


Die Inquisition war nur eine der Aufgaben des Jesuitenordens. Allen voran stellten sie Bildungselite der päpstlichen Administration, die die programmatischen Leitlinien des gegenreformatorischen Programms bestimmte.


Es ist zwar zutreffend, dass der Dreißigjährige Krieg die wissenschaftliche, bildungsmäßige und kulturelle Entwicklung in Mitteldeutschland hat stagnieren lassen. Aber die Grundlagen waren dennoch vielerorts längst gelegt. Bald nach dem Westfälischen Frieden treten in enger Folge Frühaufklärer wie Pufendorf, Leibniz, Thomasius oder Wolff auf – alles Früchte der protestanischen Bildung.
Das sind alles richtige und wichtige Punkte, ich hab mich nur schwer getan den Protestantismus als Katalysator für die Wissenschaft zu sehen UM 1642. Da wurde Newton grade geboren, etc., außer Otto von Guericke der von Protestanten bezahlt wurde, fällt mir grad kein "Wissenschaftler" der Zeit aus dem Stehgreif ein.
 

ProfHase

Amt für antidiskriminierende Kommunikation
RdW
Hall of Fame
9 Sep. 2021
15.776
68.911
113
Linkslumpen rotieren

bc3a86cd26322116.jpg


5f658de3f00a06d1.jpg
 
G

GеIöschtеs Mitglied 40210

Guest
Oh Scheiße, nach den 5 Jahren im Knast werden ihre knackigen Titten bestimmt hängen und...

ach nevermind, ist ja Lina E.
 

Stinkachu

Kleiner Sparer und immer der Gelackmeierte
Hall of Fame
15 März 2022
2.411
8.963
113

Finde solche Umfragen immer Schwachsinnig wenn da nur 2000 Leute befragt werden. Am besten noch in Berlin.

Ey, eine Arroganz wie der Drachenlord. Es gibt eine ganze Wissenschaft darum, wie man solche Erhebungen macht und möglichst den Bias gering hält. Die Stichprobengröße ist hierbei ja noch die trivialste. Aber ja, du kannst natürlich um die Ecke kommen und erstmal einen großen Haufen auf das setzen, was du nicht verstehst, oder wozu du zu faul bist dich mit zu beschäftigen. Denn alle sind Dumm, außer du.
 

Linda van da Slampn

Pronomen: Mu/She
Hall of Fame
5 Juli 2022
2.562
12.615
113

Finde solche Umfragen immer Schwachsinnig wenn da nur 2000 Leute befragt werden. Am besten noch in Berlin.
Die INSA Umfrage ist recht plausibel und enthält viele positiv Trends. Nur noch 57% lehnen die AfD grundsätzlich ab. Das ist ein historischer Bestwert (üblich waren lange 70%). Zeigt, dass die Tabuisierung nicht klappt. Vor allem die völlig ignorierte Migrationsproblematik treibt grade richtig viele Wähler zur AfD.
 

PANHEP

Bierdimpfe
12 Sep. 2021
649
2.010
93
Wirklich toll fand ich solche Onlinestimmungsbarometerumfragen zu Coronamaßnahmen.

Sind sie mit den Coronamaßnahmen einverstanden?

Ja, die Coronamaßnahmen sind angemessen
Nein, die Coronamaßnahmen sind nicht streng genug.

Topkek.
 
Zuletzt bearbeitet:
via proxy